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Zahlbox



In den 60er Jahren zwang der Personalmangel im Verkehrswesen zur Rationalisierung der Fahrgastabfertigung. So wurde auch im Eberswalder Obus-Verkehr im August 1967 der "OS-Betrieb" (ohne Schaffner) eingeführt. Auf den Obussen und deren Anhängern wurden nunmehr keine Schaffner eingesetzt. In Eberswalde gab es übrigens nur Schaffnerinnen. Diese wurden jedoch nicht, wie in unserer heutigen Zeit üblich, arbeitslos, sondern wurden zu Obus-Fahrerinnen ausgebildet und eingesetzt.

Da die Fahrgäste auch trotz der Einführung des "OS-Betriebes" ihren, zugegebener Weise geringen Bonus in Form des Fahrgeldes bzw. Abschnitten der Sammelfahrkarten zu entrichten hatten, wurden Zahlboxen in die Obusse und Obus-Anhänger eingebaut.

Diese Zahlboxen gab es in zwei Ausführungen, einmal ohne Fahrscheinausgabe und einmal mit Fahrscheinausgabe. Anfangs wurden die Zahlboxen ohne Fahrscheinausgabe benutzt. Diese Zahlboxen waren vollkommen mechanische Apparaturen und waren neben dem Fahrerarbeitsplatz angebaut. Sie wurden wahrscheinlich durch die eigenen Betriebswerkstätten hergstellt.

Zahlbox ohne Fahrscheinausgabe

Zahlbox ohne Fahrscheinausgabe


Das Fahrgeld bzw. ein Abschnit einer Sammelfahrkarte wurde durch den Schlitz in die Zahlbox eingeworfen. Der Fahrer konnte durch das kleine Sichtfenster den Obulos kontrollieren und dann mittels des kleinen Hebels in die darunterliegende Kassette versenken. Bei Dienstende wurde die unten befindliche, mit zwei Schlössern gesicherte, Klappe geöffnet und die Fahrgeldeinnahmen zur Abrechnung entnommen.

Später wurden durch die Hochschule für Verkehrswesen "Friedrich List" in Dresden Zahlboxen mit Fahrscheinausgabe entwickelt. Diese Zahlboxen waren ebenfalls vollkommen mechanische Apparaturen, die wahrscheinlich im Rationalisierungsmittelbau des Verkehrswesens hergstellt wurden.

Die Zahlboxen mit Fahrscheinausgabe wurden gegenüber den hinteren Türen der Obusse und auch in den Anhängern aufgestellt.

Das Fahrgeld bzw. ein Abschnit einer Sammelfahrkarte wurde durch den Schlitz in die Zahlbox eingeworfen (1). Dann wurde der Hebel gezogen und die im Innern befindliche, in Segmente unterteilte, Scheibe bewegte sich um ein Segment weiter (2). Gleichzeitig kam in der nähe des Hebels von einer Rolle aus einem Schlitz ein Fahrschein heraus, der dann abgerissen wurde (3).

Die Arbeitsweise der Zahlbox stellte eine "Kasse des Vertrauens", einen Appell an die Ehrlichkeit der Fahrgäste dar. Die nachfolgenden Fahrgäste konnten ersehen, ob die letzten Fahrscheine tatsächlich ehrlich bezahlt wurden. Jeder sollte jeden und vor allem sich selber kontrollieren.

Es gab zwar noch gelegentliche Fahrscheinkontrollen. Die Kontrollmöglichkeiten der Kontrolleure waren aber nur auf 2 oder 3 Segmente der Drehscheibe der Zahlbox begrenzt.

Mit der Arbeitsweise der Zahlboxen waren dem "Schwarzfahren" Tür und Tor geöffnet. Die Eberswalder Kinder, die meist die Anhänger benutzten, "bezahlten" sehr oft mit Knöpfen, Unterlegscheiben, Schrauben und Muttern. Hauptsache, es klapperte in der Zahlbox! Manchmal bezahlten sie auch garnicht und spulten aus Übermut die komplette Fahrscheinrolle der Zahlbox ab.
Aber auch mancher Erwachsene nahm es mit dem Bezahlen nicht so genau!
Zahlbox mit Fahrscheinausgabe Bedienungsanleitung einer Zahlbox mit Fahrscheinausgabe