Sie sind hier: Übersicht > 5. Archiv > Eberswalde nach 2017 ohne O-Bus



aus Neues Deutschland vom 20.09.2007:

Eberswalde nach 2017 ohne O-Bus

Gutachten empfiehlt schrittweise Umstellung auf Fahrzeuge mit Brennstoffzellen

Von Veiko Kunkies

Dem O-Bus wird keine Zukunft mehr prophezeit. Ein Gutachten empfiehlt dem Landkreis Barnim, die im Eberswalder Stadtverkehr eingesetzten Oberleitungsbusse durch Brennstoffzellenbusse mit Hybridtechnologie zu ersetzen. Die fahren zwar ebenfalls mit Elektromotoren. Die Energie dafür wird aber in einer so genannten Brennstoffzelle an Bord des Busses aus Wasserstoff erzeugt.

Folgt die Kreisverwaltung der Gutachter, könnte den O-Bussen 2015 der Strom abgestellt werden. Damit wäre nicht nur Deutschlands ältester O-Bus-Betrieb Geschichte, sondern auch der letzte dieser Art in Ostdeutschland.

Die 15 O-Busse, die von der Barnimer Busgesellschaft (BBG) auf zwei Linien eingesetzt werden, wurden 1993/94 beschafft. Sie müssten kurzfristig durch neue ersetzt werden. Die für den öffentlichen Personennahverkehr zuständige Kreisverwaltung gab im April das Gutachten bei dem Berliner Verkehrsplanungsbüro PROZIV in Auftrag. Sie wollte über die Wirtschaftlichkeit des O-Bus-Systems Bescheid wissen, ehe sie entscheidet, ob neue Fahrzeuge angeschafft werden.

Das Ergebnis des Gutachtens überrascht. Einerseits landete der Eberswalder O-Bus, anders als von manchem erwartet, im Ranking noch vor Diesel- und Erdgasbus. Das liegt vor allem daran, dass es in Eberswalde nur eine Hauptverkehrsader gibt, die die Stadt in Ost-West-Richtung durchzieht. Auf einer solchen Verkehrsader ergibt ein Verkehrsmittel Sinn, das an eine spezielle Infrastruktur wie die Oberleitung gebunden ist. Andererseits urteilten die Gutachter aber, der Brennstoffzellenbus sei langfristig noch wirtschaftlicher und liege auch unter ökologischen Gesichtspunkten knapp vor dem O-Bus. Sie empfehlen einen Systemwechsel für das Jahr 2015.

Die Berliner Experten waren allerdings bei der Beurteilung der Kosten für Anschaffung und Betrieb der Brennstoffzellenbusse sehr optimistisch. Nach ihren Angaben sinkt der Preis für einen Brennstoffzellenbus von derzeit 1,25 Millionen bis zum Jahr 2030 auf 350000 Euro. Ein O-Bus kostet gegenwärtig 460000 Euro. Für die Antriebsenergie veranschlagen die Gutachter noch im Jahr 2013 mit 356000 Euro für die Brennstoffzellenbusse mehr als doppelt so viel wie für den O-Bus. 2027 sollen die Wasserstoff-Kosten dann mit 178000 Euro weit unter dem Strompreis liegen. Schließlich fußen die Angaben über die Wirtschaftlichkeit auf einer 50-prozentigen Förderung durch das "Innovationsprogramm Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie".

Der BBG-Geschäftsführer Frank Wruck beklagt in einem Brief an Vize-Landrat Carsten Bockhardt (CDU) dann auch, man sei "bei der Ermittlung eines optimalen Wechselzeitpunktes von einer Vielzahl von Annahmen ausgegangen".

Die Verwaltung folgt dem Gutachten aber. Nach ihren Vorstellungen soll der Kreistag Ende November den Stopp jeglicher Investitionen in das O-Bus-Netz beschließen (Abgesehen von Aufwendungen für die Sicherheit). Zugleich soll beschlossen werden, die O-Busse bis 2017 weiter fahren zu lassen. Sonst müssten Fördermittel zurückgezahlt werden. Eine endgültige Entscheidung über das Schicksal des O-Busses soll erst zwischen 2012 und 2015 fallen.

Der Busgesellschaft droht eine komplizierte Situation: Noch Jahre mit verschlissenen O-Bussen fahren und parallel dazu die neuen Wasserstoffbusse testen und einführen.